Was ist die Umra und wann wird sie durchgeführt?

Die Umra ist an keine zeitliche Vorgabe gebunden. Sie stellt einen Gottesdienst dar, der wie folgt ausgeführt wird: Es wird sich in den Weihezustand (Ihram) begeben, ein Tavaf wird ausgeführt, der Weg zwischen den Hügeln Safa und Merve wird beschritten (auch Say genannt) und anschließend wird der Ihram durch das Schneiden der Haare verlassen.

Die Umra besteht aus zwei Pflichtbestandteilen: Ihram und Tavaf. Say und durch das Schneiden der Haare den Ihram zu verlassen sind Wadschib-Bestandteile. Im Gegensatz zur Hadsch, die nur in den dafür vorgesehenen Monaten durchgeführt werden darf, gibt es eine solche Beschränkung für die Umra nicht. Außer dem Tag von Arafa und den Festtagen (die Tage, an denen nach dem Gebet die Taschrik-Takbir’s aufgesagt werden) kann die Umra jederzeit durchgeführt werden.

Vom Morgen des Tages von Arafa bis zum Sonnenuntergang des vierten Festtages ist es „Tahrimen Makruh“ (islamisch stark verpönt) eine Umra durchzuführen, denn dies sind die Tage an denen die Hadsch durchgeführt wird. Gemäß der hanifitischen Rechtsschule stellt es eine Sunna dar mindestens einmal im Leben eine Umra durchzuführen. Gemäß der schafiitischen, malikitischen und hanbalitischen Rechtsschule kann man, sofern keine Absicht (Niya) zur Hadsch besteht, auch am Tag von Arafa und den darauffolgenden Tag eine Umra machen.

Der Unterschied zur Hadsch besteht darin, dass die Umra an keine zeitliche Vorgabe gebunden ist, dass der Aufenthalt in der Gegend von Arafa und Müzdelife (Vakfe), sowie das Schächten eines Tieres und das Steinigen des Teufels nicht ausgeführt werden. Aus diesem Grund wird die Hadsch als „Hadsch ekber“ (große Hadsch) und die Umra als „Hadsch asgar“ (kleine Hadsch) bezeichnet.

Bedeutung des Weihezustandes (Ihram)

Der Weihezustand verbietet denen, die die Hadsch oder Umra durchführen möchten, bestimmte Dinge zu tun, die zu anderen Zeiten gestattet sind. So wie das Essen während des Fastens oder das Lachen während des Gebetes untersagt ist, besitzt die Hadsch ebenfalls spezifische Einschränkungen. Einschränkungen während der Hadsch bezeichnet man als Ihram. Ihram bedeutet für denjenigen, der die Hadsch beabsichtigt, von bestimmten Dingen, die gewöhnlich gestattet sind, fernzubleiben. Dazu zählen: das Pflücken von Blumen, Rasieren und Schneiden der Haare, Tragen von genähter Kleidung. Die spezielle Kleidung während der Hadsch wird als Ihram-Bekleidung oder im Türkischen als „Ihramlik“ bezeichnet.

Wie begibt man sich in den Weihezustand (Ihram)?

In den Ihram begibt man sich dadurch, dass man die Absicht (Niya) ausspricht und die Telbiye-Formel aufsagt. Es gibt vorgesehene Ortspunkte, um in den Ihram einzutreten. Ohne diese zu erreichen ist es nicht möglich, sich in den Ihram zu begeben. Diese werden als „Mikat“ bezeichnet. Aufgrund der Wichtigkeit noch einmal: Mikat bedeutet, dass die Hadsch-Anwärter das Harem-Gebiet nicht betreten, ohne sich an einem der fünf Ortspunkte in den Ihram begeben zu haben. Diese Punkte wurden von Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, festgelegt.

Wenn man die Absicht oder Telbiye-Formel auslässt, so ist der Ihram nicht gültig, d.h. man befindet sich nicht im Weihezustand. Zwei nahtlose Handtücher oder ein Pestemal gelten als Ihram-Bekleidung. Bevor man sich in den Ihram begibt, werden gewisse Vorbereitungen getroffen. Dazu zählen: das Schneiden der Fingernägel, das Rasieren der Kopf-, Gesichts- und Schambehaarung und wenn möglich sollte eine Ganzkörperwaschung (Gusl) vorgenommen werden. Sodann begibt man sich mit der Absicht (Niya) und Telbiye-Formel in den Ihram und die Einschränkungen beginnen.

Einschränkungen im Ihram

Wer sich als Hadsch- oder Umra-Anwärter in den Ihram begibt, den erwarten einige einschränkende Verbote, die im Folgenden aufgelistet werden. Im Ihram ist es nicht gestattet

  • Geschlechtsverkehr auszuüben;
  • etwas Erregendes zu tun, sodass sexuelle Lust aufkommt;
  • die Nägel zu schneiden;
  • die Gesichts- oder Kopfbehaarung zu rasieren;
  • sich einzelne Haare auszureißen;
  • einen Duft aufzutragen;
  • Kleidung mit Nähten zu tragen;
  • Kopf und Gesicht zu verdecken;
  • Handschuhe, Socken oder den Fuß bedeckende Schuhe zu tragen;
  • zu jagen oder Pflanzen auszureißen.

Dies sind die Einschränkungen im Ihram. Frauen ziehen ihre übliche Kleidung nicht aus. Während sie sich im Ihram befinden, halten sie ihr Gesicht offen.

Wie wird die Umra durchgeführt?

Derjenige, der eine Umra machen möchte, rasiert sich wenn nötig unter den Achseln und im Schambereich, die Haare und den Bart, stutzt den Schnurrbart, schneidet sich die Nägel und führt eine Ganzkörperwaschung durch (Gusl).

Männer legen Unterwäsche, Socken, Kleidung und Schuhe ab und hüllen sich mit der Ihram-Bekleidung bestehend aus zwei Tüchern ein, die hier „Izar“ und „Rida“ genannt werden. Die Enden des Rida-Tuches aneinander zu binden oder mit einer Nadel zu befestigen gilt als Makruh. Es werden Sandalen, die sowohl die Ferse als auch den Fußspann frei lassen, angezogen. Frauen behalten ihre Kleidung bei, ihr Gesicht bleibt frei. Entsprechend der Sunna des Ihrams wird die Absicht (Niya) gefasst und es wird das aus zwei Rakat bestehende Ihram-Gebet verrichtet. In der ersten Rakat wird nach der Sure Fatiha die Sure „Kafirun“ und während der zweiten Rakat die Sure „Ikhlas“ rezitiert.

Um sich in den Ihram zu begeben wird die Absicht (Niya) gefasst und die Telbiye-Formel wird gesprochen. Absicht (Niya) bedeutet mit dem Herzen zu beschließen eine Umra durchzuführen. Es wird empfohlen (Mustehap) die Absicht mit den folgenden Worten zu fassen: „O Allah, mein Herr, ich möchte die Umra machen. Bitte erleichtere sie mir und nimm sie an.“

Nach dem Fassen der Absicht wird die Telbiye-Formel aufgesagt: „Zu Befehl o Allah, mein Herr, zu Befehl! Du besitzt keinen Teilhaber. Zu Befehl, ohne Zweifel gebühren Lob, Segnungen, Besitz und Herrschaft Dir allein. Du besitzt keinen Teilhaber.“ Auf diese Weise begibt man sich in den Ihram und die Einschränkungen beginnen.

Bis zur Ankunft in Mekka werden beim Einstieg und Ausstieg in ein Fahrzeug, bei der Begegnung mit Gruppen, beim Eintritt in eine Stadt, von morgens bis abends, beim Ortswechsel, nach allen Gebeten – d.h. bei jeder Möglichkeit werden während der Reise die Telbiye-Formel, der Tekbir, der Tahlil (La ilahe illallah) und Segenswünsche (Salavat Scharif) auf den Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden, mit lauter Stimme ausgerufen.

Es wird empfohlen (Mustehap) die Telbiye-Formel drei Mal zu wiederholen, danach einen Takbir, Tahlil und einen Segenswunsch auszurufen.

Danach wird die Absicht zum Tavaf für eine Umra gefasst. Es wird empfohlen (Mustehap) die Absicht mit folgenden Worten zu fassen: „O Allah, mein Herr! Du bist es, für Den ich Tavaf mit sieben Schavt (Umrundungen) für eine Umra machen möchte. Bitte erleichtere sie mir und nimm sie an.“ So wie der Tavaf während einer Umra durchgeführt werden kann, ist es auch zu jeder anderen Zeit möglich einen Tavaf auszuführen. Sodann begibt man sich in den Bereich des Schwarzen Steines (Hacer Esved), dreht sich in dessen Richtung, hebt die Hände in Höhe der Schultern, begrüßt den schwarzen Stein mit den Worten „Bismillah, Allahu Akbar“ und spricht einen Takbir (Allahu Akbar), Tahlil (La ilahe illallah) und Tahmid (Elhamdulillah). Wenn kein Andrang besteht und man niemandem zur Last fallen würde, wird der Schwarze Stein geküsst, wenn Andrang besteht, wird es vermieden.

Nach dem Tavaf wird das Tavaf-Gebet bestehend aus zwei Rakat verrichtet.

Daraufhin begibt man sich auf den Hügel Safa, um ein „Say“ auszuführen, der bei einer Umra ein Wadschib-Bestandteil ist. Die Bedeutung von „Say“: Die Hügel Safa und Merve befinden sich östlich der Kaaba. Angefangen beim Hügel Safa geht man vier Mal zum Hügel Merve und kommt drei Mal zurück, d.h. man geht insgesamt sieben Mal hin und zurück. Bevor man anfängt wendet man sich der Kaaba zu, spricht Takbir, Tahlil, Tahmid, einen Segenswunsch auf den Propheten und macht Bittegebe (Dua). Man fasst die Absicht (Niya) ein Say zu machen. Es wird empfohlen (Mustehap) die Absicht (Niya) wie folgt zu fassen: „O Allah, mein Herr! Ich fasse die Absicht, um Dein Gefallen zu erlangen, im Sinne einer Umra ein Say, bestehend aus sieben Gängen (Schavt) zwischen Safa und Merve, durchzuführen.“ Begonnen wird beim Hügel Safa und geendigt wird beim Hügel Merve. Hier werden daraufhin Bittgebete (Dua) gesprochen.

Im Anschluss kann man einen Friseur aufsuchen, um sich die Haare schneiden zu lassen, dies kann ebenso zu Hause oder im Hotel geschehen; man kann sie sich auch selbst kürzen. Auf diese Weise begibt man sich aus dem Weihezustand (Ihram) und vollendet seinen Umra-Gottesdienst.

Die Wichtigkeit der Umra

Es gibt zahlreiche Hadithe, die von den Vorzügen der Hadsch und der Umra künden. Beispielsweise: „Wer eine Hadsch oder Umra durchführt, ist ein Gast Allahs. Allah nimmt ihre Reue (Tövbe) und ihre Bittgebete (Dua) an.

Eine Umra, die im Ramadan durchgeführt wird, ist vorzüglicher als eine in den anderen Monaten. Diesbezüglich sagte unser Prophet Muhammed, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden: „Eine Umra, die im Monat Ramdan durchgeführt wird, kommt einer Hadsch gleich.“ (Tirmizî, Hac, 90. III, 276)

Die würdevolle Aischa, möge Allah zufrieden mit ihr sein, fragte den Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden: „O Gesandter Allahs! Sind die Frauen auch zum Dschihad verpflichtet?“ Er antwortete: „Ja, sie sind zum Dschihad verpflichtet, in dem sich kein Krieg befindet, (d.h.) zur Hadsch und Umre.“ (İbn Mâce, Menasik, 8, II, 968. Şirbînî, II, 206-207)

„Die Umra ist die kleine Hadsch.“ (Muğnî, V, 14)